E-Fuels, das „Verbrennerverbot“ und das Ende der Welt wie wir sie kennen.

Salvatore Arnone, CC BY 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by/3.0, via Wikimedia Commons

Entwicklung von synthetischen Treibstoffen

Ich springe mal über meine Kaufmannsseele und jammer nicht über die Kosten 😊

Das bewährteste Verfahren zur Herstellung von synthetischen Treibstoffen ist die Fischer-Tropsch-Synthese die bereits 1925 zum Patent angemeldet wurde. Noch heute wird z.B. in Malaysia und Katar mit diesem Verfahren Kraftstoff aus Erdgas hergestellt. 
Man braucht dafür Synthesegas – ein Gemisch aus Wasserstoff und Kohlenmonoxyd – hohe Temperaturen, hohen Druck und Eisen oder – Trommelwirbel – Cobalt als Katalysator.
Wikipedia zur Fischer-Tropsch-Synthese

Wasserstoff bekommen wir ja aus Elektrolyse und Kohlenmonoxyd können wir z.B. aus Verbrennungsprozessen gewinnen, einen Prozess wie man eventuell CO2 aus der Luft in Kohlenmonoxyd und Sauerstoff umwandeln kann habe ich noch nicht gefunden, da ist wohl noch Forschungsarbeit nötig Gewinnung von Kohlenmonoxyd 

Hat man jetzt eine Wüste in Küstennähe, Sonne und Wasser, kann man Wasserstoff herstellen. Finden wir jetzt noch eine Quelle für Kohlenmonoxyd, könne wir da direkt vor Ort E-Fuels herstellen und diese dann auf gewohnte Art zum Verbraucher transportieren.

Porsche und Siemens bauen eine solche Anlage in Chile, die bereits 2026 550 Millionen Liter E-Fuels produzieren soll. Porsche-Siemens Energy-pilotprojekt
Im Vergleich, 2020 lag der Kraftstoffverbrauch 63.130 Millionen Liter 

Kraftstoffverbrauch in Deutschland

Wir müssten also noch etwa 114 weitere Anlagen in der Art bauen um den Kraftstoffbedarf in Deutschland vollständig zu ersetzen. Und dabei habe ich noch keinen einzigen Liter Kerosin für den Ferienflieger! Es ist auch noch keine Aida ins Mittelmeer ausgelaufen. 

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, es wird kräftig an der Herstellung von E-Fuels gearbeitet. Wenigstens für den Fracht- Fernverkehr auf Europas Strassen werden wir sehr viel davon brauchen. Für kurze und mittlere Strecken scheint sich die Batterie auch bei LKW durchzusetzen. Da die Transportprobleme bei Wasserrstoff – Kühlung auf -250°C, Isolation der Tanks für eine Wochenlange Reise und Verluste durch Verdunstung – noch nicht geklärt sind, machen E-Fuels da eine ganze Menge Sinn. Die Technik – bis auf Kohlenmonoxyd – haben wir im Griff und auch die Logistik kennen wir bestens. Flugzeuge mit Wasserstoffantrieb gibt es bisher nur als Computergrafik, mit synthetischem Benzin betriebene Flugzeuge sind dagegen schon vor 80 Jahren geflogen. Einer der Gründe für den Geschwindigkeitsrekord der Messerschmidt 109 im Jahr 1937 war auch das qualitativ hochwertige synthetische Flugbenzin. 
Wie gesagt, erprobte Technik die wir schnell nutzen können. 

Das „Verbrennerverbot“ in der EU

Erst mal vorneweg, was da verboten wird ist die Neuzulassung von PKW und leichten LKW mit Verbrennungsmotor. Nutzfahrzeuge, Landmaschinen, Baumaschinen etc.pp. sind davon nicht betroffen. Bereits zugelassene Fahrzeuge dürfen auch weiter genutzt werden. Im Laufe des Jahres werden die ersten Tesla Model 3 mit den neuen 4680 Akkus kommen, da reden wir dann von WLTP Reichweiten von 800 Kilometern. Das Model S wird dann sicher die 1000 Kilometer knacken. Toyota hat wohl mit einer chinesischen Firma die Probleme der Feststoffbatterie geknackt und vielleicht sehen wir nächstes Jahr schon die Ergebnisse. VW hat sich diesbezüglich an einer US Firma beteiligt, die da ebenfalls kurz vor der Produktionsreife zu stehen scheint. Ich bin ziemlich sicher, dass schon vor 2030 die Verbrenner genau so belächelt werden wie 1990 die Zweitakter aus der DDR. Oder 30 Jahre davor die Zweitakter von DKW und Lloyd. 
Über den Verbrennern schwebt aber noch ein ganz anderes Damoclesschwert, die Euro 7 Abgasnorm, die 2025 eingeführt wird. Die wird sicher Erfüllbar sein, aber es wird teuer! Sehr teuer. Da geht es um jede Menge andere Stoffe im Abgas die alle nicht wirklich gesundheitsförderlich sind und nur sehr schwer aus dem Abgas entfernt werden können. Sachen wie Stickoxyde, Stickstoffwasserstoffsäure (N3H) aber auch Ammoniak, Methan und natürlich die verschiedenen aromatischen Kohlenwasserstoffe. 

Wenn dann der Verbrenner bei den Fahrleistungen, beim Kaufpreis und bei den Betriebskosten nicht mehr mit dem E-Auto mithalten kann, wird das Angebot auch deutlich kleiner werden. 
Aber selbst ohne Euro 7 wird der Verbrenner immer unattraktiver werden. Hinzu kommt noch, dass nicht nur die EU solche Regelungen einführt und darauf haben wir keinen Einfluss. Nur für die EU werden aber wohl nur wenige Hersteller Autos bauen, ganz sicher keine billigen aus Massenproduktion. 
Einfluss auf die Entwicklung von E-Fuels wird das aber ganz sicher nicht haben, die brauchen wir in großen Mengen für alles mögliche. 

Ok, ich wollte ja nicht über Geld reden tue es jetzt aber doch. Wenn wir E-Fuels für um die drei Euro tanken wollen, dann werden wir darauf ganz sicher keine Mineralölsteuer erheben können. Dazu ist Herr Sündermann nicht mehr gekommen, er hat nur ein paar mal mit einem verschmitzten Grinsen „Autostrom“ gesagt. Ich bin sehr sicher, dass eine zukünftige Bundesregierung den abrechenbaren Strom für Elektromobilität anders besteuern wird als den für z.B. Beleuchtung. Bei Strom vom Dach wird dass allerdings nicht möglich sein 😊

Fazit

Es besteht ein großer Bedarf an E-Fuels für alle möglichen Zwecke abseits des privaten PKW. Das fängt schon beim Schulbus auf dem Land an, geht weiter mit dem Güterfernverkehr zu Schiffen und hört bei Flugzeugen noch nicht auf. Bis zum Mähdrescher mit Akku ist es auch noch ein weiter weg, zumal man dann auch einen 350KW Lader mit Mittelspannungsanschluss an jedem Acker brauchen würde. 
Dass Verbot der Neuzulassung von PKW und leichten LKW mit Verbrennungsmotoren ab 2035 wird bis da hin niemanden stören, für die Industrie bietet es aber Planungssicherheit. Wir sollten das also nicht überbewerten. 

Schreibe einen Kommentar